In alltäglichen Beziehungen hören wir oft den Satz: “Es gehören immer zwei dazu.” Er impliziert, dass beide Parteien in einem Konflikt oder einer schwierigen Beziehung gleichermaßen verantwortlich sind. In einer gesunden Beziehung mag das tatsächlich der Fall sein. Kommunikation, Kompromisse und gegenseitiges Verständnis erfordern immer die Beteiligung beider Partner. Aber in einer toxischen Beziehung? Da sieht die Sache ganz anders aus.
Die Dynamik einer toxischen Beziehung
Toxische Beziehungen, vor allem solche, die von Narzissmus oder emotionalem Missbrauch geprägt sind, folgen nicht den Regeln einer gesunden Partnerschaft. Es handelt sich hier nicht um zwei gleichberechtigte Menschen, die ihre Konflikte gemeinsam lösen. Stattdessen ist eine Seite oft dominant, manipulativ und nutzt verschiedene Strategien, um die Kontrolle über den anderen zu erlangen.
Menschen, die in solchen Beziehungen stecken, kämpfen oft mit Verwirrung. Sie zweifeln an sich selbst und stellen sich Fragen wie: “Bin ich wirklich schuld?”, “Mache ich alles falsch?” Der narzisstische Partner verstärkt diese Zweifel durch Manipulation, Gaslighting und das Drehen von Tatsachen, bis das Opfer sich völlig verloren fühlt. In diesen Fällen kann man nicht mehr von einer gleichwertigen Beteiligung sprechen.
Die Macht der Manipulation
In toxischen Beziehungen setzt der narzisstische Partner gezielt Manipulationstechniken ein, um die Kontrolle zu behalten. Typische Methoden wie Gaslighting, das bewusste Verdrehen von Wahrheiten, oder ständige Kritik führen dazu, dass das Opfer sich immer mehr infrage stellt. “Vielleicht bin ich wirklich zu empfindlich”, “Vielleicht übertreibe ich.” Genau hier setzt der gefährliche Gedanke an, dass beide gleichermaßen für das Chaos verantwortlich sind.
Dieser Eindruck, dass “immer zwei dazu gehören”, ist eine Form der Abwehr des Missbrauchers, um die eigene Verantwortung zu verschleiern. In Wirklichkeit aber ist der Partner, der die Kontrolle durch Manipulation ausübt, allein verantwortlich für das toxische Verhalten. Das Opfer hingegen wird in eine Position der Machtlosigkeit gedrängt, aus der es schwer herauszukommen ist.
Verantwortung und Schuld – Zwei verschiedene Dinge
Es ist wichtig, zwischen Verantwortung und Schuld zu unterscheiden. Natürlich ist jeder in einer Beziehung dafür verantwortlich, wie er auf Situationen reagiert. Aber in einer toxischen Partnerschaft wird diese Verantwortung ausgenutzt und verdreht. Der narzisstische Partner sorgt dafür, dass das Opfer sich schuldig fühlt – für Dinge, die es oft gar nicht kontrollieren kann.
Hier müssen wir klarstellen: Verantwortung für die Beziehung und die Dynamiken zu übernehmen, heißt nicht, dass beide Parteien gleichermaßen an dem Missbrauch beteiligt sind. Der Missbraucher ist für seine manipulativen und destruktiven Verhaltensweisen verantwortlich – Punkt.
Warum es nicht „zwei braucht“ für emotionalen Missbrauch
Emotionale Gewalt ist kein gemeinsames Werk. Sie ist das Resultat eines Machtgefälles, bei dem der Missbraucher die Oberhand behält. Er bestimmt die Regeln, setzt die Grenzen, und das Opfer passt sich an – häufig aus Angst vor weiteren Eskalationen. Selbst wenn das Opfer irgendwann aus einer Position der Verzweiflung heraus wütend oder ungeduldig reagiert, handelt es nicht auf Augenhöhe, sondern aus einer getriebenen emotionalen Notlage heraus. Es wäre falsch, diese Reaktion auf die gleiche Stufe zu stellen wie die absichtsvollen, manipulativen Taktiken des Narzissten.
Wenn jemand zum Opfer emotionalen Missbrauchs wird, ist es nicht fair, zu sagen, dass beide dafür verantwortlich sind. Der Missbraucher nutzt bewusst seine Machtposition, um das Opfer zu destabilisieren. Zu sagen, dass „immer zwei dazu gehören“, würde bedeuten, das Opfer für seine eigene Verletzung verantwortlich zu machen. Das verschleiert die eigentliche Ursache – die bewusste Manipulation des Narzissten.
Das toxische Schuldspiel
Narzisstische Partner sind Meister darin, das Opfer glauben zu machen, dass es selbst schuld ist. Die Diskussionen enden oft damit, dass der Narzisst sich in die Opferrolle begibt, während das tatsächliche Opfer sich für alles rechtfertigen muss. Das ist Teil der Manipulation. Das Opfer wird dazu gebracht, Verantwortung für die Emotionen und Handlungen des Missbrauchers zu übernehmen, während dieser sich konsequent jeder Verantwortung entzieht.
Fazit: Eine toxische Beziehung braucht nicht „zwei“
Die Idee, dass “immer zwei dazu gehören”, gilt in toxischen Beziehungen nicht. Diese Dynamik ist einseitig geprägt von Manipulation, emotionalem Missbrauch und einer verzerrten Wahrnehmung der Realität. Wenn du dich in einer solchen Beziehung befindest oder jemanden kennst, der in einer steckt, erinnere dich daran: Du bist nicht gleichermaßen verantwortlich. Der Narzisst oder emotionale Missbraucher trägt die Last der Schuld für das, was geschieht.
Es ist entscheidend, diese Wahrheit zu erkennen und sich aus der Gedankenspirale der Schuldzuweisung zu befreien. Du verdienst es, in einer gesunden Beziehung zu leben – einer, in der beide Partner auf Augenhöhe stehen und echte Verantwortung teilen.
Wenn du das Gefühl hast, in einer toxischen Beziehung festzustecken und Unterstützung brauchst, stehe ich dir zur Seite. Auf meiner Webseite findest du weiterführende Informationen und Angebote, die dir helfen können, den ersten Schritt in Richtung Heilung zu gehen. Du bist nicht allein – und der Weg heraus ist möglich.